Inhaltsverzeichnis
- MIG und MAG in einem Satz
- Wo welches Verfahren passt
- Schutzgase in der Praxis
- Drähte, Polung und Zuführung
- Geräte-Basics und Startwerte
- Wechsel MIG↔MAG
- Material-Matrix MIG/MAG
- Häufige Fehler und Abhilfe
- Sicherheit: Rauch, Absaugung und PSA
- Fazit und nächste Schritte
- FAQ
MIG und MAG in einem Satz
MIG und MAG gehören beide zum Schutzgasschweißen mit Drahtvorschub. Beim MIG-Schweißen schützt ein inertes Gas den Lichtbogen, meist Argon (I1), gelegentlich Helium (I3). Das Verfahren wird vor allem für Aluminium und andere Nichteisenmetalle eingesetzt. Beim MAG-Schweißen enthält das Schutzgas aktive Bestandteile wie CO₂ oder O₂ in Argon (z. B. M21, M20, M12). Es ist der Standard für unlegierte und niedriglegierte Stähle und wird häufig auch bei Edelstahl verwendet. Die Geräte sind in beiden Fällen nahezu identisch. Der entscheidende Unterschied liegt im Schutzgas und im Werkstoff.
Wo welches Verfahren passt
Unlegierte und niedriglegierte Stähle
MAG mit Argon-CO₂-Mischungen liefert einen stabilen Lichtbogen, guten Einbrand und hohen Abschmelzgrad. Dünne Bleche gelingen im Kurzlichtbogen besonders kontrolliert. Für dickere Querschnitte eignen sich Übergangs- oder Sprühlichtbogen sowie Pulsprogramme.
Edelstahl (CrNi)
Für Edelstahl wird meist MAG mit M12 (Argon mit geringem O₂-Anteil) eingesetzt. Der Lichtbogen läuft ruhig, die Benetzung ist sauber und die Spritzerneigung gering.
Aluminium und Nichteisenmetalle
Aluminium schweißt man typischerweise als MIG in Argon. Bei dickeren Teilen hilft ein Heliumanteil, Wärme und Einbrand zu erhöhen. Achten Sie hier auf passende Rollen und Liner, damit der Draht gleichmäßig gefördert wird.
Schutzgase in der Praxis (ISO 14175)
In der Praxis sind vor allem diese Gasgruppen wichtig: M21 (Argon + 5–25 % CO₂) als Allrounder für Stahl, M20 (Argon + 8 % CO₂) mit ähnlichem Verhalten, C1 (100 % CO₂) mit kräftigem Einbrand und höherer Spritzerzahl sowie M12 (Argon + 1–3 % O₂) für Edelstahl. Für MIG an NE-Metallen nutzt man I1 (Argon) oder I3 (Argon/Helium).
Drähte, Polung und Zuführung
Für Stahl ist der Massivdraht G3Si1/SG2 (EN ISO 14341-A) verbreitet. Edelstahl folgt den Einteilungen der EN ISO 14343 (z. B. 308L oder 316L). Aluminium verwendet ISO 18273-Drähte wie AlSi5/4043 oder AlMg5/5356. In der Praxis schweißt man MIG und MAG fast immer mit Gleichstrom, Draht an Plus (DC+). Für Aluminium sind U-Rollen und ein PTFE/PA-Liner wichtig; für Stahl funktionieren V-Rollen und Stahl-Liner.
Geräte-Basics und Startwerte
Kurz-, Übergangs-, Sprüh- und Pulslichtbogen
Der Kurzlichtbogen eignet sich für dünne Bleche und bietet viel Kontrolle. Der Übergangsbogen ist vielseitig, kann aber spritzen. Der Sprühlichtbogen arbeitet bei höheren Strömen mit feiner Tropfenablösung für glatte Nähte an dickeren Teilen. Pulsprogramme steuern die Tropfenabgabe gezielt und bleiben über einen großen Bereich spritzerarm.
Richtwerte für Strom, Spannung, Drahtvorschub und Gasfluss
Für Stahl 1,0–2,0 mm im MAG-Prozess sind 70–120 A und 16–18 V mit 0,8 mm Draht und 10–12 l/min Gas ein guter Start. Stahl 3–5 mm liegt oft bei 130–180 A und 18–22 V mit 12–14 l/min Gas. Edelstahl 1–3 mm arbeitet häufig mit 80–140 A und 17–20 V. Aluminium 2–4 mm im MIG-Prozess beginnt bei 120–180 A und 19–22 V mit 1,0 mm Draht und 12–16 l/min Gas. Synergische Programme erleichtern die Einstellung.
Wechsel MIG↔MAG: was Sie umstellen
Beim Wechsel von MIG zu MAG stellen Sie das Gas von Argon bzw. Argon/Helium auf M21, M20 oder C1 um, legen einen Stahldraht ein, wechseln Rollen und Liner und wählen das passende Synergieprogramm. Die Polung bleibt in der Regel bei DC+. Beim Wechsel von MAG zu MIG für Aluminium gehen Sie umgekehrt vor, nutzen U-Rollen, einen PTFE/PA-Liner und möglichst kurze, gerade Schlauchpakete. Eine Probenaht hilft, Klang und Nahtbild zu prüfen.
Material-Matrix MIG/MAG
Material / Dicke | Verfahren | Gas (ISO 14175) | Draht (Norm) | Polung | Lichtbogen / Hinweis |
---|---|---|---|---|---|
Stahl ≤ 2 mm | MAG | M21 / M20 / C1 | G3Si1 / SG2 (EN ISO 14341‑A) | DC+ | Kurzlichtbogen; 70–120 A; 10–12 l/min |
Stahl 3–6 mm | MAG | M21 / M20 (ggf. C1) | G3Si1 / SG2 (EN ISO 14341‑A) | DC+ | Übergang / Sprüh; 120–220 A; 12–14 l/min |
Edelstahl 1–3 mm | MAG | M12 (Ar + O₂ 1–3 %) | 308L / 316L (EN ISO 14343) | DC+ | Kurz / Übergang; 80–160 A |
Edelstahl > 3 mm | MAG | M12 (Ar + O₂) | 308L / 316L (EN ISO 14343) | DC+ | Puls / Sprüh; spritzerarm |
Aluminium 2–4 mm | MIG | I1 (Argon) | AlSi5 / 4043 oder AlMg5 / 5356 (ISO 18273) | DC+ | Puls empfohlen; U-Rollen / Liner |
Aluminium > 4 mm | MIG | I1 / I3 (Ar / He) | AlMg5 / 5356 (ISO 18273) | DC+ | He-Anteil für mehr Einbrand |
Häufige Fehler und schnelle Abhilfe
Viele Spritzer bei Stahl im MAG-Prozess deuten auf eine unpassende Spannung oder zu wenig Gas hin. Passen Sie die Kennlinie an, erhöhen Sie den Gasfluss auf 12–14 l/min und halten Sie den Brenner ruhig. Poren entstehen oft durch Zugluft, Öl oder Feuchte. Schützen und reinigen Sie die Nahtzone. Wenn Aluminium in der Führung stockt, helfen U-Rollen, ein passender Liner und kurze, gerade Schlauchpakete. Verfärbungen an Edelstahl lassen sich mit Pulsprogrammen, etwas mehr Gas und reduziertem Wärmeeintrag vermeiden.
Sicherheit: Rauch, Absaugung und PSA
Erfassen Sie Schweißrauch möglichst direkt an der Quelle. Mobile Absauger sind hierfür sehr wirkungsvoll. Zur persönlichen Schutzausrüstung zählen ein Automatik-Schweißhelm, robuste Handschuhe und Schutzkleidung; je nach Aufgabe ist zusätzlicher Atemschutz empfehlenswert. Passende Kategorien: Mobile Schweißrauchabsaugung, Schweißerhandschuhe, Schweißhelme.
Fazit und nächste Schritte
MIG nutzt inerte Gase und ist ideal für Aluminium und andere NE-Metalle. MAG arbeitet mit aktiven Gasen und ist die erste Wahl für Stahl und häufig auch für Edelstahl. Mit passendem Gas, richtigem Draht und geeigneter Zuführung gelingt der Wechsel zwischen beiden Verfahren problemlos.
Mehr erfahren: MIG/MAG-Schweißgeräte und Schweißdraht.
FAQ
Ist MIG immer schöner als MAG?
Nein. Puls-MAG liefert bei Stahl und Edelstahl sehr saubere Nähte; MIG überzeugt besonders bei Aluminium.
Kann ich mit CO₂ (C1) alles schweißen?
Bei unlegierten Stählen funktioniert das, allerdings mit mehr Spritzern und härterem Nahtbild als mit Argon-CO₂-Mischungen.
Brauche ich für Aluminium Helium?
Für mittlere Dicken reicht Argon. Helium ist bei dickeren Teilen hilfreich.
Welche Polung nutze ich?
In der Praxis fast immer DC+ (Draht an Plus) – bei MIG und MAG.
Wie viel Gas ist richtig?
Im Handbetrieb sind 10–14 l/min ein guter Ausgangspunkt. Düse, Abstand, Nahtlage und Zugluft beeinflussen den Wert.